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13 Juli

01.07.13  


Der Tag beginnt mit Sonne.


Nach den Millionenmärschen in Ägypten gestern gibt die Armee heute um 16 Uhr, Mursi 48 Stunden Zeit, um auf die Wünsche des ägyptischen Volkes einzugehen. Danach wird sie entscheiden, wie es weiter geht. Das Beste, was Mursi tun könnte, wäre zurückzutreten. Auch er hat vor, heute Abend eine wichtige Erklärung abzugeben. Das ist der Text, der vom Chef der Armee Al-Sisi verlesen wurde. Leider nur auf Arabisch.

Ahram Online (LINK) geht etwas ausführlicher darauf ein.
Und hier auf CairoScene ist auch schon die englische Übersetzung (LINK) von Al-Sisis Erklärung. Sandmonkey twittert: Wir sind das erste Land, das einen Militärcoup mit einem Countdown macht.

02.07.13   Mursi hat nachts um 1.30 Uhr eine Erklärung abgegeben, aber nicht im Staatsfernsehen (anscheinend darf er nicht mehr), sondern auf seiner Facebook-Seite. Er will weiterregieren, und er hat mit Obama telefoniert.
Sandmonkey (LINK) kommentiert die Ereignisse.


Auch beim Abendessen gestern Abend steht der Computer mit ägyptischem Fernsehen auf dem Tisch.
Meine Freundin liest die News aus Ägypten auf ihrer Facebook-Seite, ich lese die Tweets aus Kairo (so wie in der Tagen der 1. ägyptischen Revolution). Zwischendurch machen wir eine Pause und essen oder fahren mit dem Fahrrad. Den Text von Sandmonkey habe ich ihr heute Morgen mit einer Lesebrille ausgedruckt ans Bett gebracht.
Von den deutschen Zeitungen kriege ich relativ wenig mit. Aber ab und zu lese ich auch, was die deutschen Journalisten schreiben. Gerade stoße ich auf einen Artikel in der FAZ mit dem Titel "Pragmatiker des Machtkampfs"(LINK) - fast ein Loblied auf die Muslimbrüder!?
Kurz vor der Tagesschau, die ich nicht mehr sehe, lese ich diesen Text einer ägyptischen Bloggerin (LINK), der besser als andere politischen Kommentatoren beschreibt, was sich in Ägypten jetzt abspielt.
03.07.13   Meine Freundin ist gestern Nacht mit fast weißem Gesicht, als würde sie gleich sterben, zu mir gekommen. Sie hatte die schlimmste Rede, die Mursi je gehalten hat, eine Stunde lang im ägyptischen Fernsehen gesehen. Sie war bis ins Innerste darüber empört. Er hätte bis zu sechzigmal seine "legitimacy" immer wieder betont. Die ganze Rede sei wie ein Aufruf zum Bürgerkrieg gewesen. Keine Macht der Welt könne ihn zwingen, von seinem Amt zurückzutreten (nur über meine Leiche - er hat das viel verbrämter gesagt). Ich konnte danach nicht mehr schlafen, habe mich gut zwei Stunden an meinen Computer gesetzt und die Tweets von Sandmonkey und anderen ägyptischen Twitter-Leuten gelesen.
Viele diskutieren darüber, ob es innerhalb einer Demokratie demokratisch ist, einen von einer Mehrheit gewählten Präsidenten zu stürzen. Und ob das, was jetzt passieren wird, ein Militärcoup ist oder nicht, sondern einfach der Wille des Volkes, der sich in von niemandem erwarteten Demonstrantenzahlen in ganz Ägypten schon drei Tage lang ausgedrückt hat.
Ich bin mit meiner Freundin zum See Fahrrad gefahren, weil vor dem Ablauf des Ultimatums des Militärs sowieso nichts passiert. Auf Spiegel Online ist um 18.30 Uhr die Headline "Militär verhängt Ausreiseverbot für Mursi" und dazu erklingt ein Lied der Muslimbrüder. Was hat sich der Spiegel dabei gedacht?

04.07.13  

Mursi ist nicht mehr Präsident von Ägypten. Jetzt allerdings kann vieles falsch gemacht werden. Einiges davon wird in diesem Statement der International Crisis Group (LINK) dargestellt.
Meine Freundin und ich trennen uns von den Nachrichten aus Ägypten, und wir machen einen Ausflug nach Luckau.

Der Marktplatz.

Der alte Stadtkern ist umgeben von diesem Wassergraben.

Die Backsteinkirche im Hintergrund zieht uns an.

Wir sind nicht die einzigen Touristen in der Kirche. Meine Freundin, die viel gebildeter ist als ich, sagt, die Kirche sei gotisch.

Der Ratskeller. Die Speisekarte ist total italienisch. Das Essen leider immer sehr ostdeutsch, aber teuer.
Nervana, eine ägyptische Bloggerin, auf deren Website ich vor zwei Tagen einen Link gemacht habe, schreibt jetzt für die kanadische "The Globe an Mail" (LINK) einen Kommentar zum "Coup oder Nicht-Coup" des Militärs.
Die Militärhubschrauber über Ägypten haben vor dem "Coup" zur Begeisterung der Demonstranten nicht nur ägyptische Fahnen abgeworfen, sondern auch fleißig gefilmt. Das kann man hier sehen:

Wer nach diesem Video nicht überzeugt ist, wie groß die Anzahl der Menschen in Ägypten ist, die das Ende der Muslimbrüder-Herrschaft wollen, versteht nichts von Demokratie (Herrschaft des Volkes). Ok, es gibt in allen demokratischen Ländern Regeln, wie die Übertragung der Herrschaft des Volkes abzulaufen hat und wie diese unbedingt eingehalten werden müssen. Aber nicht um jeden Preis. Und schon gar nicht in Ägypten, wo schon die Wahl von Mursi vor einem Jahr voller Fälschungen abgelaufen ist. Wenn sich jetzt westliche Regierungen und Journalisten darüber aufregen, dass diese Regeln absoluter Bestandteil einer Demokratie sind, ist das zumindest für dieses Land ein bisschen kleinkariert. Ich habe gerade einmal wieder in der Tagesschau gesehen, was unser Außenminister Westerwelle dazu gesagt hat. Er weiß nichts, er fühlt nichts, falls er überhaupt diese Bilder gesehen hat. Er hat keinerlei Realitätsbezug, sondern äußert nur fertige Formeln wie in einem Comic. Er passt perfekt zu Mursi, der in seiner letzten Rede immer wieder nur von "legimacy" gefaselt hat.
Das Video wurde vor der Absetzung Mursis von General Sisi freigegeben und vom Sender CBC (der noch am 30. Juni mit einigen anderen oppositionellen Sender abgeschaltet werden sollte) ins Netz gestellt. Auf jeden Fall hat Sisi ein unglaubliches Gefühl für publikumswirksame Aktionen und ein perfektes Timing. Alles, was er bisher gemacht hat, spricht für ihn.

Die Jets, die das ägyptische Miltär in diesem Jahr von den Amerikanern bekommen haben, malen dieses Herzchen heute Abend an den Himmel von Kairo. Das Militär, das in den vergangenen zweieinhalb Jahren böse Sachen gemacht hat, ist jetzt anders. Es liebt sein Volk. Es ist eine derart perfekte Show, dass einem schon wieder Angst und bange wird. Was will dieser General Sisi wirklich? Ist es der natürliche Humor und die spielerische Kindlichkeit der Ägypter? Ich bin geneigt, das so zu sehen und freue mich darüber, denn ich bin von Natur aus optimistisch.

05.07.13   Die letzten 10 Tage (LINK) von Ex-Präsident Mursi enthält viele Hintergrund-Details und zeigt, dass der "Coup" nicht so überraschend war.
Das Statement von Obama (LINK), nach dem "Coup". Das böse Wort wird da nicht benutzt.

Keine schönen Aussichten für Ägypten.
Gelegentlich schaffe ich es auch, deutsche Zeitungen über Ägypten zu lesen. Ein Text in der Süddeutschen Zeitung (LINK) von Tomas Avenarius macht mich im Nachhinein stolz, dass ich auch einmal für diese Zeitung Filmkritiken geschrieben habe.
Eine Spiegel-Kommentatorin (LINK), die mich schon seit Beginn der 2. Revolution nervt, sollte mal den Text ihres Kollegen von der Süddeutschen Zeitung lesen, bevor sie ein weiteres Wort in ihren Computer tippt. Sie schreibt mehr oder weniger das, was Westerwelle im Fernsehen gesagt hat.
Ägypten ist auch heute Abend wieder voller surrealer Überraschungen. Das Oberhaupt der Muslimbrüder (Murshid) Mohamed Badie, der angeblich mit Mubarak seit gestern im Gefängnis sitzt, taucht auf der Bühne des Sit-ins vor der Rabia-al-Adawija-Moschee auf und hält eine flammende Rede, die in ihrer Unsinnigkeit an die letzte Rede von Mursi erinnert. In einem Satz attackiert er das Militär, in einem anderen lobt er es. Den koptischen Papst setzt er quasi ab, indem er sagt, er sei nicht befugt im Namen der Kopten zu sprechen. Dasselbe wiederholt er für den Imam der Al Azhar-Moschee, dem höchsten Füher des sunnitischen Islam. Sind die Muslimbrüder alle verrückt geworden!

06 .07.13  


Das ist, wie der Tweet von SciencePyramid, ein eingebetteter Tweet. Ich mache das zum ersten Mal. Wenn man auf den Link klickt, erhält man den Text.
08 .07.13  
Beim Radfahren zum See am Freitag übersehen wir diese junge Blindschleiche auf dem Radweg und rollen über sie weg. Ich nehme sie in die Hand, massiere ein bisschen ihren Körper und setze sie ins Gestrüpp. Dort verschwindet sie sofort. Ich denke, dass sie überleben wird. Der zappelnde Schwanz ist nur eine natürliche Abwehrreaktion gegen Angreifer.

Am Samstag haben wir viele Gäste beim Mittagessen, denen es auf meinem Bauernhof sehr gefällt…

…auch das Baden am Körbaer See macht ihnen Spaß.

Am Sonntag mache ich ein ziemlich großes Feuer für Serpil Turhan, weil sie Feuer liebt. Gleichzeiti räumen wir einen Scheunenraum auf, der seit mehreren Jahren nicht mehr betreten wurde.

Serpils Ehemann Tobi schafft es, meinen uralten Laubbläser wieder in Gang zu setzen. Ich benutze ihn, um das Feuer zu verstärken.

Tobi entdeckt eine Kröte, die sich zwischen Baumstämmen versteckt hatte, und freundet sich mit ihr an. Er beobachtet, wie sie eine Fliege, die über ihren Körper gekrabbelt ist, mit einer blitzschnellen Bewegung fängt.
Ägypten:
In den letzten Wochen habe ich alles, was in Ägypten passiert, fast "hautnah" verfolgt. Heute morgen bin ich aufgewacht, habe die Tweets gelesen. Es ging nur noch um das "Massaker" des Militärs vor dem Gebäude der Republikanischen Garde, in dem Mursi festgehalten wird. Pro Minute 10 Tweets, vor allem vom Sprecher der Muslimbrüder, meistens mit Fotos von getöteten "friedlichen Demonstranten". Auf mich wirkte das wie Maschinengewehrfeuer. Ich fühle mich verletzt und habe wenigstens heute keine Lust mehr, das alles zu lesen. Ich weiß von Freunden in Ägypten, dass gestern der Versuch gemacht wurde, zwei U-Bahnzüge zusammenstoßen zu lassen und dass das nur in letzter Minute verhindert werden konnte. Davon steht nichts in den Zeitungen und es gibt auch darüber bis jetzt keinen Tweet. Aber ich weiß, dass Muslimbrüder im Prinzip zu einem "totalen Krieg" aufgerufen haben. Sie wollen einen Staat, den sie nicht mehr beherrschen, mit allen Mitteln, die sie haben, zerstören. Auch wenn das ihr eigener Untergang ist.
09.07.13   Ich kann es fast nicht glauben. In der Washington Post (LINK) erscheint ein Artikel von Gehad el Haddad, dem Sprecher der Muslimbrüder, der seit Tagen die Journalisten in Kairo mit einer unendlichen Zahl von Tweets bombardiert, die beweisen sollen, dass die Muslimbrüder mit allem was sie tun, im Recht sind. Auch Martin Gehlen, der sowohl für den Tagesspiegel (LINK), wie auch für Die Zeit berichtet, scheint ein Leser der Tweets von Gehad el Haddad zu sein, denn er hat keine Probleme damit, dessen Formulierungen zu übernehmen. Unter dem Titel "A Petition to the international media" (LINK) erscheint heute ein Kommentar, den der Autor des Tagesspiegel besser vorher hätte lesen sollen.
Der Interrimspräsident hat gestern Nacht eine Dekret zur Verfassung verkündet. Hier ein (1) Kommentar (LINK) aus Ägypten und dann hier (2) der Kommentar auf Spiegel Online unter dem Titel: "Alte Mubarak-Elite verbündet sich mit Salafisten". Mein erster Gedanke heute morgen, als ich den Kommentar zur Verfassung gelesen habe, war, dass das ein Angebot an die salasfistische Nour-Partei (und letzten Endes auch an die Muslimbrüder) ist, um sie bei der Stange zu halten. Denn selbstverständlich müssen in der Zukunft auch diese, wenn aus Ägypten einmal ein stabiler, erfolgreicher Staat werden soll, darin eingebunden sein. Denn auch sie sind ein Teil der ägyptischen Gesellschaft.
Zum "Massaker" des Militärs vor dem Gebäude der Republikanischen Garde ist im NewYorker (LINK) ein aufschlussreicher Bericht erschienen. Das ist Journalismus! Es gibt auch weitere Augenzeugenberichte.
Ich habe mit meiner Freundin beim Fahrradfahren zum See lange darüber geredet. Wer können die maskierten Motorradfahrer gewesen sein, die mit dem Schießen angefangen haben? Meine Freundin sagt, man muss fragen, wer ein Interesse daran gehabt haben kann. Das Militär mit Sicherheit nicht. Aber auch nicht finstere Gestalten aus der Mubarak-Zeit, denn die haben sich ja mit den Revolutionären bei dieser zweiten Revolution verbündet. Es bleiben nur die Muslimbrüder selbst übrig, weil sie für die Welt dieses Massaker inszenieren wollten, Ich sage daraufhin, bei jedem Mord fragen sich die Kommisare ja auch, wer könnte ein Interesse am Tod der getöteten Person gehabt haben. Die Schlußfolgerung daraus ergibt, die Muslimbrüder opfern ihre eigenen Leute, um vor den Augen der Welt als bedauernswerte Opfer dazustehen. Kann es sein, dass sich die versammelten Journalisten auf der ganzen Welt diese Frage nicht gestellt haben? Und nur wir beide logisch denken.
10.07.13   Hier wird meine Theorie (LINK) von gestern zum "Massaker" vor dem Gebäude der Republikanischen Garde ebenfalls geäußert.
Ein neuer Text von Sandmonkey (LINK) zur aktuellen Situation. Er sagt, die Muslimbrüder sind Terroristen.
In Ägypten beginnt heute der Ramadan. Bevor ich mit meiner Freundin zum See fahre, mache ich schnell ein Foto vom friedlichen Innenhof. Weil meine Oleander inzwischen so schön blühen.

Dann bekomme ich Fotos, die unsere Gäste am Samstag gemacht haben.





Zum ersten Mal in diesem Jahr sitzt jemand auf der Hängematte, die seit 2 Monaten zwischen dem Apfelbaum und dem Walnussbaum seit vielen Jahren immer wieder aufgespannt ist. Auch in "PINK" kommt diese Hängematte vor.
!7.15 Uhr: Spiegel Online hat vielleicht (?) seinen für Ägypten verantwortlichen Reporter (LINK) ausgetauscht. Da wird von Amnesty berichtet, dass die von "bewaffneten Männern" sprechen und dass die Muslimbrüder sagen, diese seien von der Armee angeheuert worden. Mein Gott, warum stellt sich auch dieser neue Spiegel-Mann nicht selbstverständliche Fragen.
Und hier noch ein Link zum Tagesspiegel, der tatsächlich von der "ägyptischen Journaille" spricht. Ich schäme mich.
11.07.13   Ich komme nicht los von Ägypten. In "Daily News" die Analyse von Nervana (LINK), einer ägyptischen Bloggerin. Sie erklärt, warum die Mehrheit der Ägypter sich für das Militär und gegen die Muslimbrüder entschieden hat.
Gestern Nacht habe ich mich plötzlich erinnert, dass auf rbb "BERLIN CHAMISSOPLATZ" läuft und geguckt, ob das auch tatsächlich so ist. Er lief und ich bin nicht mehr davon los gekommen. Bei der Szene, wo Hanns Zischler Klavier spielt und singt, sagt meine Freundin: Bitte nicht weinen. Meine Augen wurden trotzdem während des Wechsels vom ersten zum zweiten Lied feucht. Mir ist damals ein cineastischer "Coup" gelungen. Kein "Coup d'état", aber ein "Coup du cinéma". Tut mir leid, ich habe zu viele Zeitungen über Ägypten gelesen.
Heute sind meine Freundin und ich erst am Abend zum See gefahren. Wir haben nicht nur über Ägypten, sondern auch über das Licht in den Filmen mit Martin Schäfer geredet, das sie gestern ganz besonders bewundert hat. In Erinnerung an die vielen Autofahrten mit ihm habe ich diese Fotos gemacht.





12.07.13  

In Ägypten ist heute Sonntag und Ramadan. Die Mursi-Anhänger haben zu einem "Million Man-March" nach Kairo aufgerufen. Sie haben dieses Video mit englischen Untertiteln (LINK) ins Netz gestellt. Die Mursi-Gegner werden auf dem Tahrir-Platz und vor dem Präsidentenpalast sein. Viel wird davon abhängen wie der Chef des Militärs, al Sisi heute reagiert.
Spiegel Online (LINK) veröffentlicht heute Mittag eine Art Porträt von al Sisi und stellt sich die Frage, ob er mit dem Gedanken spielt, der künftige Präsident von Ägypten zu werden.

Nach dem Radfahren zum See: Abend am Dorfteich, wo morgen das jährliche Dorffest stattfindet.

13.07.13  
Das Dorffest.
   
Wir essen Bratwürste vom Dorffest und trinken Wein.





Marschmusik.
14.07.13  
Mein Video vom Dorffest-Umzug. Meine ägyptische Freundin hat auch gefilmt. Aber sie filmt völlig anders als ich. Karlheinz Oplustil und ich sagen, sie könnte Kamerafrau bei Harmony Korine werden, denn sie zoomt und schwenkt, als wäre sie betrunken. Ob scharf oder unscharf spielt bei ihr keine Rolle. Aber immer wieder gelingen ihr schöne Bilder. Weil der Artikel in der TAZ von Ekkehard Knörer (LINK) über dessen ersten Film "Gummo" uns neugierig gemacht hat, haben wir ihn zusammen angeschaut. Sie hat den Film mit soziologischen Augen angeschaut. Ich nicht.
15.07.13   Wir fahren zum Körbaer See. Meine ägyptische Freundin sagt, Radfahren ist für mich wie eine Droge. Es ist bewölkt, windig und kalt. Wir fotografieren uns ausgiebig gegenseitig und von allen Seiten, da es zum Schwimmen zu kalt ist.







Heute beseitige ich endlich die Wildnis, die meinen Gartenteich inzwischen umgibt mit meiner Motorsense und…

…habe dabei tolle Helfer.
16.07.13  


Feuer und Wein am Abend.

17.07.13  
Unsere tägliche Dosis Fahrradfahren durch den Wald zum See.

Heute Morgen lese ich diesen Text in der Online-Ausgabe (LINK) der Zeit: "Große Hetzjagd auf die Muslim-Brüder"… besonnene Stimmen seien fast verstummt, heißt es. Außerdem wird vorgerechnet, wieviel Anti-Mursi-Demonstranten überhaupt nur auf den Tahrirsplatz und den Platz vor dem Präsidentenpalast passen. In beiden Fällen maximal vierhunderttausend.
Bassem Youssef, dessen Parodiesendung jeden Freitag um die dreißig Millionen Ägypter (diese Zahl kann schlecht bezweifelt werden, da die Hälfte seiner Sendung aus Werbung besteht, und die werbenden Firmen vermutlich viel Geld bezahlen) hat gestern auf Arabisch einen Text geschrieben, der dem Autor des Zeit-Textes beschämen müsste. Hier ist sein Text (LINK) in englischer Übersetzung.
Bein Radfahren sage ich zu meiner ägytischen Freundin: das Schlimmste, was in Ägypten in den nächsten zwei Wochen passieren könnte, wäre, dass entweder Al-Sissi oder Mursi ermordet würden. Alles andere sei weniger schlimm. Sie sagt, beides kann nicht passieren.
In Ägypten herrscht ein Krieg. Zwischen dem Militär und den Muslimbrüdern. Aber es ist ein Medienkrieg, den beide Seiten mit beträchtlichem Erfolg auch in die ausländischen Medien übertragen: New York Times, Washington Post, Guardian, FAZ, Zeit. Aber ein Bürgerkrieg ist das nicht. Und Ägypten steht auch nicht am Rand eines Bürgerkriegs.
17.07.13   Hong Sang-soo's neuer Film "Our Sunhi", der nicht in Cannes gezeigt wurde, wird im August auf dem Locarno Filmfestival gezeigt. Hier (LINK) eine Stab- und Besetzungsliste, eine Inhaltsangabe und 2 Fotos. Alles sehr vertraut.

Es ist heute fast so warm wie in Kairo. Mein T-Shirt dient meiner ägyptischen Freundin als Sonnenschutz.

Der Kilometerstand auf meinem Fahrrad. Ende April waren es erst 999 Kilometer.

Die fünf jungen Schwalben aus meinem Video (LINK) sind seit mindestens zwei Wochen flügge und sitzen die meiste Zeit auf der Stromleitung vor meinem Haus (und scheißen darunter stehende Autos voll). Nur jede Nacht müssen sie zurück ins Nest. Ihre Eltern sitzen dann über ihnen, um sie zu beschützen und warm zu halten.
18.07.13   Ein Moana-Blogleser schickt mir diesen Link zu verschiedenen Plakaten (LINK) von Hong Sang-soo's "In Another Country".
"Killing in Cairo - the full story…" (LINK) - der englische Guardian bemüht sich um eine hautnahe, scheinbar objektive Darstellung des "Massakers" vor dem Gebäude der Republican Guard mit genauen Zeitangaben, wann auf die Sekunde genau was geschah. Ich war wach um diese Zeit, und habe die Tweets von Gehad el-Haddad, dem Sprecher der Muslimbrüder, verfolgt. Und ein paar der Fotos von getöteten Muslimbrüdern angeschaut. Es kam mir vor wie ein Maschinengewehrfeuer. Wer schaut bei einer Demonstration, wenn mit scharfer Munition auf die Demstranten geschossen wird, auf seine Uhr. Da versucht doch jeder alles Mögliche, um sein Leben zu retten. Und: wer hat in dieser Situation noch die Nerven, sofort von den Getöteten Fotos zu machen und diese Fotos an Gehad el-Haddad zu mailen, damit dieser sie im Internet posten kann. Ich weiß nicht, warum Patrick Kingsley vom Guardian sich diese Fragen nicht stellt. Der Bericht des New Yorker, auf den ich am 9. Juli einen Link gemacht habe, erscheint mir um ein Vielfaches glaubwürdiger.
19.07.13   Ein interessanter Link eines in Kairo arbeitenden Journalisten zur Glaubwürdigkeit (LINK) der Muslimbrüder und insbesondere zu deren Sprecher Gehad el-Haddad.

Mein Vorgarten sieht, nachdem der gesamte Putz abgeschlagen ist, zum Erbarmen aus.

Meine ägyptische Freundin versucht, eine optimale Matratze zu kaufen.
21.07.13  


Meine Wiesen werden langsam gelbbraun, und die Birken lassen viele ihrer Blätter fallen.

Ich wässere alle Oleanderbüsche…

…und diese drei Bananenstauden, deren Blätter schon traurig runterhängen.

22.07.13  
Am Radweg sind inzwischen die Suerkirschen reif. Fast alle Blätter sind wegen Trockenheit und Hitze abgefallen. Ich fahre, weil ich das Fahrrad meiner Freundin zur Reparatur bringe, heute insgesamt 24 Kilometer.
23.07.13  

Die Muslimbrüder spielen in Kairo total verrückt. Viele Hauptverkehrsstraßen werden von ihnen blockiert.

Sechs verschiedene Protestmärsche ziehen durch die Stadt. Das seit drei Wochen existierende Sit-In auf dem Platz vor einer Moschee wird zum neuen Sitz des aufgelösten Shura-Rats, der dort tagt und total unrealistische Beschlüsse fasst (LINK) unter anderen die amerikanische und israelische Botschaften aus Ägypten auszuweisen. Am späten Nachmittag versuchen "friedliche" Mursianhänger, nachdem sie vergeblich versucht haben, die amerikanische Botschaft zu stürmen, den Tahrirplatz, Symbol der Revolution, mit Gewalt in Besitz zu nehmen. Schüsse fallen auf beiden Seiten, es gibt Verletzte und Tote, aber die Mursianhänger werden abgeschlagen. Ist das schon der von den Muslimbrüdern angekündigte Bürgerkrieg? Ich denke nein, denn das Militär schaut zu.
Sandmonkey überlegt in seiner wöchentlichen Kolumne (LINK), wie es in Ägypten weitergehen könnte. Die Muslimbrüder sind bei ihm als zukünftiger Machtfaktor bereits nicht mehr vorhanden.
Dieser Artikel in DailyBeast (früher Newsweek) bietet mehr Informationen (LINK), als die deutschen Pressevertreter leisten und, was Analysen angeht, auch denken können. Nicht nur die USA, sondern auch die EU verlangen von Ägypten, sinnlos und ohne Nachdenken, schnelle Neuwahlen, damit möglichst sofort etwas Demokratieähnliches wieder existiert. Meine ägyptische Freundin und ich finden seit dem letzten Dezember, dass eine Militärherrschaft in Ägypten besser ist als die Herrschaft der Muslimbrüder.

Phlox blüht. Nicht in Ägypten, sondern hier auf dem Bauernhof.
Ob ich nochmal einen Film drehen kann, frage ich mich manchmal beim Aufwachen in der Nacht oder beim Fahrradfahren am Tag. Gestern Abend habe ich angefangen "Spring Breakers" von Harmony Korine anzuschauen, weil meine Tochter und die Cahiers du Cinema und die CARGO-Leute ihn lieben. Ich bin dabei eingeschlafen. OK das bedeutet nichts, ich werde einen zweiten Versuch mit meiner ägyptischen Freundin machen, weil sie alles mit anderen Augen, als ich sie habe, sieht. Sie fand vor ein paar Tagen sogar Klaus Lemkes "Berlin für Helden" immerhin interessant, und sie sah Ähnlichkeiten zwischen meinen Filmen (die sie fast alle kennt) und diesem Film von Klaus Lemke.

24.07.13  
Mein Fahrradweg wird immer wüstenähnlicher mit jedem Tag.

Bald sind die Pflaumen am Fahrradweg reif und…

…die Renekloden sind schon seit gestern reif. Zwei, drei esse ich beim Vorbeifahren.
Während ich beim Fahrradfahren war, hat Al-Sisi, der Chef des ägyptischen Militärs, zu einer Demonstration des ägyptischen Volkes gegen den Terrorismus und ein Mandat für dessen Bekämpfung aufgerufen. Die Muslimbrüder haben sofort geantwortet, dass sie niemals aufgeben werden. Auch sie werden Himmel und Hölle am Freitag in Bewegung setzen. Das kann nicht gut gehen.

Gestern waren es noch sechs Protestmärsche der Muslimbrüder, am Freitag also fünfunddreißig. Es sieht so aus, als wollten sie mit einem lauten Knall untergehen.

Mein Spiegel im Badezimmer, der vor einem Jahr zerbrochen ist, weil ich gegen eine der rechts und links im Spiegel befindlichen Jugendstillampen, mit einer schnellen Handbewegung gekommen bin, ist wieder neu, und statt der Jugendstillampen habe ich jetzt eine Neonröhre über dem Spiegel installiert.Das war nicht einfach, denn in diese italienische Fliesen Löcher zu bohren, hat mich viel Schweiß gekostet. Ich spare jetzt Strom und habe beim Rasieren mehr Licht. Der neue Spiegel (1,50 x 85 cm) hat 88 Euro gekostet. Ich hätte das schon vor einem Jahr machen sollen, aber da war ich ganz auf den Kinostart von "INS BLAUE" konzentriert. In "PINK" kann man die alten Lampen noch immer sehen.
25.07.13   Zum ersten Mal seit Wochen hat es hier wieder ein bisschen geregnet, und der Himmel heute morgen ist nicht blau, sondern rosarot.

Ein hochinteressanter Bericht des ägyptischen Reuterteams (LINK) über die Ereignisse in Ägypten seit der 1. Revolution.
WOW. Die Süddeutsche Zeitung hat Joschka Fischer (LINK) angeheuert, einen Kommentar zur Situation in Ägypten zu schreiben. Ich habe seine Texte früher geliebt, aber was er hier schreibt, ist nicht von übermäßiger Sachkenntnis getrübt. Wer die Links in meinem Blog regelmäßig gelesen hat, ist besser informiert.

In den letztenWochen bin ich nicht mehr geschwommen, weil ich danach Schmerzen in meiner Nierengegend hatte. Die Nieren wurden untersucht. Alles an meinen Innereien ist ok. Es sind die Muskeln in der Lendengegend, die auf das kalte Wasser reagiert haben. Jetzt ist das Wasser so warm in meinem Teich, dass ich da endlich wieder morgens und abends nackt schwimmen kann. Warum nackt schwimmen schöner ist als mit Badehose schwimmen, weiß ich nicht. Vielleicht ist es nur ein Gefühl von Freiheit.
26.07.13  

Die Rede von Al-Sisi (LINK) in englischer Übersetzung. Ich bin jetzt wieder in Berlin und während Gehad El-Haddad das Twitter-Account, das ich verfolge, mit Fotos und Meldungen von den 35 Muslimbrüder- Protestmärschen zuballert, erscheint im englischen Guardian (LINK) heute ein Anti-Sisi-Text von ihm. Ich finde, das ist ein Skandal! Haben die Guardianleute jede journalistische Selbstachtung verloren.

27.07.13   Ich bin heute morgen um 4 Uhr aufgewacht, habe den Twitter-Account aufgemacht und sehe wieder die zahllosen Tweets von Gehad El-Haddad zum "Überfall" der Polizei und des Militärs auf die "friedlichen" Demonstranten vor der Raaba-Moschee, er sagt, dass von einem Hubschrauber aus das Feuer auf das Sit-In eröffnet wurde und dass nicht Tränengas, sondern Sarin, ein Nervengift, verschossen wurde. Außerdem sei mit 2 Maschinengewehren geschossen worden.
Was ich aus all den Tweets herauslese, ist, dass Teile der Muslimbrüder versucht haben, die Straße des 6. Juli, eine der wichtigsten Verkehrsstraßen in Kairo, blockiert haben und die Aufforderungen der Polizei, die Straße zu räumen, nicht beachtet haben. Zuerst hat diese mit Tränengas, und dann mit scharfer Munition geschossen.
Die Massendemonstration der Mursi-Anhänger und der Mursi-Gegner waren bis zu diesem Zeitpunkt in Kairo mehr oder weniger friedlich verlaufen. Ich habe den furchtbaren Verdacht, dass es den Führern der Muslimbrüder zu friedlich war, dass sie ganz bewusst ihre Leute dazu aufgefordert haben, diese Straße zu blockieren, um die Polizei und das Militär zu einer Reaktion, die Leichen für die Weltöffentlichkeit hervorbringt, zu provozieren. Der englische Guardian ist auch heute morgen mit einer passenden Schlagzeileer (LINK) auf der Seite der Mursi-Anhänger. Befragt zu den Geschehnissen hat er konsequenter Weise keinen anderen als Gehad El-Haddad, der gestern in der gleichen Zeitung einen Artikel veröffentlichen durfte.

Twittert eine ägyptische Journalistin während der Pressekonferenz des Innenministers, der behauptet, dass die Polizei nur mit Tränengas und nie mit scharfer Munition geschossen habe.
Hier ein Interview (mit englischer Übersetzung) mit Safwat Hegazi.
28.07.13   Gestern Abend war ich auf der Geburtstagsparty von Anna Klasse. Sie hat in "MADE IN GERMANY UND USA" einen One-Night-Stand für den männlichen Hauptdarsteller Eberhard Klasse (der in Wirklichkeit ihr Ehemann war) gespielt und war in "BERLIN CHAMISSOPLATZ" die Ex-Ehefrau von Hanns Zischler.

Sie hält eine schöne Geburtstagsrede und begrüßt ihre Gäste, die aus der ganzen Welt angereist sind.

Auf der Party treffe ich auch Angelika Kettelhack. Sie war in "TAGEBUCH", dem einzigen Film in dem ich selbst die Hauptrolle gespielt habe, meine Ehefrau.
Ägypten: Zwei Texte, die Leser meines Blogs interessieren sollten. Joseph Massad (LINK), ein amerikanischer Professor, beschreibt, politisch ziemlich radikal, aber ohne Partei zu ergreifen (was weder in Deutschland - Spiegel, FAZ, Zeit, schon gar nicht der englische Guardian und auch die New York Times hinkriegen) seine Sicht der Situation in Ägypten.
Der ehemalige amerikanische Botschafter in Ägypten Daniel Kurtzer (LINK) tut dasselbe für die amerikanische Regierung, bzw. für den Ausschuss für auswärtige Politik im Senat. Ich frage mich, lesen deutsche Journalisten überhaupt sowas, bevor sie ihre dünnen Texte über Ägypten schreiben. Ich lebe in Deutschland, bin leider jetzt nicht in Ägypten, aber verfolge alles online. Ich habe allerdings den Vorteil, dass eine Ägypterin, die fast alle Kommentatoren im In-und Ausland persönlich kennt, meine Freundin ist und dass sie jetzt bei mir ist. Mein wichtigster Kommentator für Ägypten, Sandmonkey, ist leider seit zwei Wochen in den USA. Ich bin gespannt darauf, was er am nächsten Dienstag schreiben wird, denn vermutlich werden bis dahin die beiden SitIns der Muslimbrüder von Polizei und Militär mit viel Blutfließen aufgelöst sein. Dass es bis dahin Verhandlungen zwischen den Muslimbrüdern und dem Militär geben wird, wäre ein richtiggehendes Wunder. Ein neuer Jesus oder Mohammed müsste dafür auf die Erde kommen.
29.07.13  
Dieses Flugblatt wurde heute morgen um 5 Uhr von einem Hubschrauber über dem Sit-In an der Raaba-Moschee abgeworfen. Es ist eine total freundliche Aufforderung an die sich dort aufhaltenden Muslimbrüder, sich bei ihren Demonstrationen von allem militärischen Einrichtungen fernzuhalten und keinerlei Gewalt auszuüben und beginnt mit "Liebe Söhne Ägyptens…" Morgen planen sie den nächsten "Million-Man-March" in Kairo, während sich heute vor allem deutsche Zeitungen mit Warnungen und Schreckensmeldungen aus Ägypten überbieten.

Nach dem "Massaker" vom Samstagmorgen an den "friedlichen" Muslimbrüdern waren diese nicht untätig, sondern haben in glühender Sonne und ohne Getränke (denn es ist ja Ramadan) diese unglaubliche Barrikadenallee vor ihrem Sit-In aufgebaut - und für heute Nachmittag ausländische Journalisten zu einem Besuch eingeladen. Sollten diese das sehen und inzwischen ein bisschen mehr Nachdenken, müssten sie zu dem Resultat kommen, dass diese Mauern keinerlei Schutz gegen die Panzer des Militärs sind, falls diese das Lager wie angekündigt räumen, sondern nur eine Show für die Auslandspresse. Allerdings auch eine Beschäftigungsmaßnahme für die im Sit-In lebenden Muslimbrüder, von denen keiner mehr das Lager verlassen darf. Wer das versucht, wird gefangen genommen und, wie manche Berichte sagen, vermutlich gefoltert. Im Interesse der vielleicht fünfzigtausend dort sich aufhaltenden Ägypter, die überwiegend aus den Dörfern aus ganz Ägypten kommen, wäre eine Auflösung des Sit-Ins durch das Militär in Wirklichkeit eine Wohltat. Das Schreckliche ist, dass sie selbst von ihren Anführeren so verblendet wurden, dass sie das nicht mehr wahrnehmen können.
30.07.13   Ich bin schon wieder auf dem Bauernhof, und es gibt tatsächlich gute Nachrichten aus Ägypten. Heute morgen um 2 Uhr ist Catherine Ashton mit einem Militärhubschrauber zum geheimen Aufenthaltsort von Expräsident Mursi geflogen worden. Ihre Sprecherin berichtet, dass es ihm gut geht und über alles informiert ist, denn er darf, anders als bisher behauptet, Zeitungen lesen (und nicht nur den Koran) und auch Fernsehen. Sie hat 2 Stunden mit ihm geredet und nachdem, was Ahram Online (LINK) meldet, scheint ein Deal zwischen der neuen Regierung und den Muslimbrüdern jetzt möglich. Vorgestern habe ich geschrieben, ein solches Resultat wäre ein Wunder. Vielleicht ist das tatsächlich jetzt geschehen.
Am Nachmittag: Es ist natürlich gar nichts passiert. Meine Freude heute morgen über den Artikel auf Ahram Online war unrealistisch. Die Muslimbrüder werden nicht aufgeben. Das Militär wird ihre Sit-Ins räumen und es wird dabei viele Tote geben. Die Ägypter lachen über die Europäer.
Ich fahre Fahrrad und wende mich wieder meinem Garten zu. Da ist in den 5 Tagen, die ich weg war, alles wie verrückt gewachsen.

Mein vor zwei Jahren gepflanzter Wein. Im September werden die Trauben blau werden, und ich könnte, wenn ich wollte, daraus meinen eigenen Rotwein machen.

Einige Tomaten kann ich schon morgen essen.
31.07.13  

Sandmonkey (LINK) schreibt aus New York:" We are in the dark tunnel, people. We need to find ways to stick together if we ever hope to see the light."
Ein Artikel in den Gulf news (LINK) beschreibt Gehad El-Haddad: "Al Haddad is a maestro of propagandist spin using flat-out fairytales to make a point. Just days ago, the Guardian ran one of his columns, while neglecting to mention that he was the Brotherhood’s mouthpiece."

aus Blickpunkt Film
In der nächsten Woche werden zwei republikanische Senatoren nach Ägypten kommen, darunter John McCain, der republikanische Gegner von Obama bei der Präsidentenwahl.
Der deutsche Außenminister Westerwelle will schon morgen kommen und, wie Catherine Ashton, Mursi sehen, hat aber bis jetzt noch keine Antwort der Ägypter bekommen. Jemand auf Twitter hat vorgeschlagen, für ein Treffen mit Mursi Geld zu verlangen. So als sei er ein pharaonisches Denkmal. Ägyptischer Humor ist unschlagbar. Ich liebe ihn.
Uff - Spiegel Online meldet gerade, dass Westerwelle schon heute nach Kairo kommt. Er sagt "Wir brauchen jetzt einen politischen Neuanfang, der die unterschiedlichen Kräfte wieder an einen Tisch bringt. Das ist das Einzige, was Erfolg versprechend ist." Good luck!
Was er danach sagen wird, kann ich mir schon jetzt vorstellen. Ich denke, Westerwelle müsste schon zwei Milliarden Euro cash auf Al-Sisis Schreibtisch legen, um Mursi auch sehen zu dürfen. Aber wer weiß, vielleicht hat Al-Sisi ja ein weiches Herz für Deutschland. Meine ägyptische Freundin sagt mir, dass es viele wirtschaftliche Verbindungen zwischen Ägypten und Deutschland gibt. Ich weiß nur, dass die Konrad Adenauer-Stiftung unter Mursis Herrschaft rausgeschmissen worden ist und auch nach Mursis Besuch in Berlin hat sich daran nichts geändert.
P.S.: Catherine Ashton ist mit EgyptAir nach Kairo gekommen, denn sie musste ihre Pressekonferenz abbrechen, weil sie noch rechtzeitig zu ihrem Flieger kommen wollte. Ich wette, Westerwelle kommt weder mit EgyptAir, noch mit Lufthansa, sondern mit einer Regierungsmaschine - und allein dieser Flug kostet Deutschland knapp eine Million Euro.

Kein Kommentar.

16.45 Uhr: Westerwelle wird bei der Landung seines Fliegers wahrscheinlich keine Freude haben. Bisher hat das ägyptische Innenministerium bei den beiden "Massakern" erst am frühen Morgen zugeschlagen. Der Flug von Berlin nach Kairo dauert 4 Stunden. Vielleicht hat er Leute in Kairo, die ihm bei seiner Ankunft sagen, was passieren wird. Oder er kriegt sogar mit im Flugzeug, was los ist (ich denke mal Regierungsflugzeuge haben eine Intenetverbindung). Wenn ja, dann kann er bei seiner Ankunft noch mal etwas in seinen Augen Wichtiges sagen, das dann in den Spätnachrichten des deutschen Fernsehens gezeigt wird. Aber vielleicht wartet Al-Sisi noch ein bisschen mit der Räumung der beiden Sit-Ins. Es gibt ja viele Staaten und Journalisten, die das für die größtmögichste Katastophe für die Zukunft Ägyptens halten.


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